Ein wichtiges Buch zur Palästinafrage
Der Zionismus, wie er sich nach der Gründung des Staates Israel weiterentwickelt hat und wie er sich heute in der israelischen Regierung mit der kategorischen Ablehnung eines palästinensischen Staates manifestiert, hat eine lange Vorgeschichte mit vielen deutschen Einflüssen und Prägungen. Nicht nur der deutsche Antisemitismus, der in das Menschheitsverbrechen des Holocaust führte, spielte hierbei eine wesentliche Rolle. Prägend war vor allem auch die zunächst preußische und dann deutsche Imperialpolitik von der wilhelminischen Kaiserzeit über die Weimarer Republik zur NS-Zeit bis heute.
Clemens Messerschmid entwickelt und analysiert in diesem Buch die Geschichte des Zionismus jeweils vor dem diskriminierenden Hintergrund der deutschen Regierungspolitik gegenüber den Juden. Er zeigt detailliert auf, wie der preußische Siedlerkolonialismus mit Vertreibung der Einwohner im Osten frühzeitig von den Zionisten als Vorbild übernommen wurde und wie die antisemitisch motivierte »Ausschaffung« der Juden nach Palästina wechselseitig den Zielen der Zionisten einerseits und gleichzeitig den imperialen Interessen deutscher Politik im Nahen Osten entsprach. Seine Analyse zeigt, dass diese Politik folgerichtig zur sogenannten »deutschen Staatsräson« von heute führte, was selbst den Genozid an den PalästinenserInnen im Gazastreifen zu rechtfertigen scheint. Das Buch behandelt somit einen bedeutenden Aspekt des israelisch-palästinensischen Konflikts, der bislang nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Es leistet daher einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis der Palästinafrage.
Zum Inhalt: Die deutschen Wurzeln des Zionismus · Deutscher und zionistischer Siedlerkolonialismus · Neuorientierung der deutschen Palästinapolitik nach dem Ersten Weltkrieg · Der Zionismus und die Nationalsozialisten · Von der Okkupation zur Annexion des Westjordanlands · Besatzung, ethnische Säuberung und Genozid in Gaza · Nachwort zu Clemens Messerschmid
Clemens Messerschmid (1964-2023) studierte Geologie und Hydrogeologie in München, Aachen und Irbid (Jordanien). Seit 1997 war er in unterschiedlichen hydrogeologischen Projekten im Westjordanland, im Gazastreifen und in verschiedenen Ländern des Nahen Ostens tätig. Clemens Messerschmid galt international als einer der besten Kenner der Wasserproblematik in Palästina, wo er viele Jahre lebte. Früh erkannte er, dass die »Wasserkrise« in Palästina kein geologisches, sondern ein politisches Problem ist und prägte dafür den Begriff der »Hydroapartheid«. Neben seinen naturwissenschaftlichen und politischen Aktivitäten widmete er sich in den letzten Jahren seines Lebens dem Studium der historischen Zusammenhänge der deutschen und zionistischen Interessen, die u.a. der intensiven Debatte um die »deutsche Staatsräson« zugrunde liegen.